Wenn das Internet beim Schlafengehen zuschaut.

Augen auf beim Thema Kinder-Influencing. Was das genau ist, erzählen wir hier und geben Tipps, wie man seine Kinder an die Social Media Welt heranführen sollte.

Gastbeitrag von Media Smart

Media Smart e. V. bietet Medien- und Werbekompetenzförderung für Kinder.

Wir setzen uns für die Förderung von Medienkompetenz und Werbekompetenz bei Heranwachsenden ein. Lernen Sie auf www.mediasmart.de unseren Verein kennen.

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Was verbirgt sich hinter Kinder-Influencing?

In Zeiten von Instagram, Tik Tok und Youtube kann jedes Kind zu einer Person des öffentlichen Lebens werden. „Kinder-Influencing” nennt sich dieses Phänomen, das auf den sozialen Plattformen immer häufiger zu beobachten ist: Minderjährige Nutzer*innen veröffentlichen Content, also Fotos und Videos, die ihren Zuschauer*innen private Einblicke in ihren Alltag und damit auch in ihre Intimsphäre gewähren. Teilweise geschieht das unbemerkt von den Eltern, die nicht wissen, wie ihr Kind die sozialen Netzwerke nutzt und was es dort von sich preisgibt. Mit wachsender Zuschauerzahl können die Accounts der Kinder zu Vermarktungszwecken genutzt werden: Unternehmen profitieren von der Reichweite der Kinder und machen sie zu Werbebotschafter*innen. In diesem Kontext sind Eltern oft auch die treibende Kraft hinter den Kinder-Influencer*innen: Sie produzieren gemeinsam mit ihrem Nachwuchs Inhalte und verdienen daran Geld.

 

Die Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil der Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander. Außerdem können sich Kinder im Internet kreativ ausleben und ausdrücken - der digitale Raum bietet auch denjenigen eine Stimme, die in der analogen Welt womöglich kein Gehör finden. Doch die Online-Aktivitäten von und mit Kindern sind auch mit Risiken verbunden. Deshalb hat der Verein Media Smart in Kooperation mit sechs verschiedenen Akteuren aus der Medienpädagogik, dem Jugendmedienschutz und Kindermedien umfangreiche Handlungsempfehlungen konzipiert. Diese Handreichung hilft dabei, einen Durchblick über die teils undurchsichtigen Pfade der sozialen Plattformen zu bekommen. 

Teilhabe & Schutz: Wie du deinem Kind den richtigen Weg durch die sozialen Medien bahnst

Welche Informationen würdest du einem fremden Menschen auf der Straße ungefragt von dir preisgeben? Diese Frage sollten Eltern im Hinterkopf behalten, wenn es um die Darstellung ihrer Kinder in sozialen Netzwerken geht. Die EU-Datenschutzgrundverordnung legt fest, dass Nutzer*innen unter 16 Jahren nur mit Erlaubnis der Erziehungsberechtigten Accounts in den sozialen Netzwerken erstellen dürfen. Eltern tragen also die volle Verantwortung für die Online-Aktivitäten ihrer minderjährigen Kinder. Umso wichtiger ist es, dass sie sich mit den Nutzungsbedingungen der Netzwerke vertraut machen und damit verbundene Gefahren kennen.

Anders als bei analogen Begegnungen ist im Internet nicht klar erkennbar, wer sich hinter anonymen Follower*innen verbirgt. Deshalb können Kinder schnell zum Opfer von „Cybergrooming“ werden. Dieser Begriff steht für sexuellen Missbrauch im Internet: Erwachsene schreiben gezielt Kinder an, um Kontakt zu ihnen herzustellen. Du solltest also unbedingt darauf achten, dass keine Bilder oder Videos online gehen, auf denen dein Kind leicht oder gar unbekleidet ist. Schon die Veröffentlichung eines vermeintlich unverfänglichen Fotos beim Plantschen in der Badewanne oder im Meer kann die Kinder in eine missliche Lage bringen. 

Je präsenter minderjährige Nutzer*innen auf den sozialen Plattformen sind, desto größer ist das Risiko, dass sie zur Zielscheibe von Cybermobbing werden. Fotos und Videos können dazu genutzt werden, die Kinder bloßzustellen und zu beleidigen. Umso wichtiger ist es, dass du als Elternteil deine Kinder aufklärst und ihnen bewusst machst: Das Internet vergisst nicht. Sind Inhalte einmal online, dann ist es kaum möglich, diese wieder aus dem Netz zu bekommen. Das bedeutet umgekehrt auch, dass Kinder um Erlaubnis gefragt werden müssen, bevor Content mit ihnen veröffentlicht wird. Hier sollten Eltern im Hinterkopf behalten, dass ihr Kind in einigen Jahren eine andere Perspektive auf die Online-Aktivitäten haben könnte. Als Teenager betrachtet man die online kursierenden Fotos und Videos aus dem Privatleben womöglich kritischer als im Kindesalter.

Um einen Überblick über diese und weitere wichtige Aspekte im Rahmen von Kinder-Influencing zu gewinnen, hat Media Smart in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e. V.), der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e. V. (GMK), jugendschutz.net, der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) sowie dem Hans-Bredow-Institut (HBI) und SUPER RTL eine Checkliste erstellt, die ihr hier  herunterladen können. In unserer TAKE AWAY BOX findest du Auszüge aus dieser Handlungsempfehlung.

TAKE AWAY BOX: Unsere Checklist

  1. Du begleitest dein Kind in den sozialen Medien und weißt Bescheid, auf welchen Plattformen es aktiv ist und welchen Content es dort produziert und teilt.
  2. Du beachtest die Datenschutzbestimmungen der Plattformen und erklärst diese deinem Kind.
  3. Du tauschst dich regelmäßig mit deinem Kind darüber aus, warum es welche Medien nutzt und was es daran besonders faszinierend bzw. umgekehrt auch beängstigend findet.
  4. Wenn ihr gemeinsam Content produziert, dann sllte weder eure Adresse noch der Schulweg oder ähnliche persönliche oder standortbezogene Informationen auf euren Kanälen sichtbar sein.
  5. Dein Kind wird für eure Kanäle nicht im Kinderzimmer und/oder Badezimmer gefilmt
  6. Bei der Content Produktion entscheidet dein Kind, was wann in welchem Umfang gefilmt und produziert wird

Das passende Wissen hilft dabei, Kinder bei ihren Online-Aktivitäten auf zweierlei Wegen zu unterstützen: Einerseits bildet das Know-how einen Schutzwall vor den Risiken im digitalen Raum. Andererseits ermöglicht es die Teilhabe an den spannenden Geschehnissen auf den sozialen Plattformen: Kinder haben ein Recht auf Mediennutzung – dementsprechend sollte diese vorausschauend und altersgerecht umgesetzt werden.